Kirche Garz
Die achteckige Kirche an der Havel
Am Tag der Einweihung ist Pfarrer Hartwig Janus in die Glockenstube gestiegen. Er nahm seine Trompete zur Hand und spielte „Nun danket alle Gott“. Vorausgegangen war die rund einjährige Sanierung von St. Petri im kleinen Dorf Garz. Der Ort befindet sich im Elb-Havel-Winkel direkt an einem alten Arm der Havel. Die Sanierung der Dorfkirche war nicht so einfach wie gedacht. Im Gegenteil: Sie entpuppte sich fast als Kirchenneubau.
Doch von vorn. Garz ist ein besonderes Dorf. Die wunderschönen Vierseitenhöfe sind nach einem Brand 1897 gebaut worden. Sie stehen im Halbkreis und bilden damit ein halbes Rundlingdorf. In der Mitte befindet sich die Fachwerkkirche St. Petri aus dem Jahr 1688. Das Gebäude ist in achteckiger Form gebaut. Auf der einen Seite grenzt das Ensemble der Vierseitenhöfe, auf der anderen die Friedhofsmauer direkt an die Havel.
Welche Farbe hatte die historische Fassade?
Einheimische und viele Touristen lieben das besondere Dorf. Der Havelradweg bringt jährlich zahlreiche Radler in den kleinen Ortsteil der Hansestadt Havelberg. Im Hafen schaukeln die Boote von Gästen und Bewohnern leicht auf den Wellen. Ein Café, ein Restaurant, Ferienwohnungen sowie die Garzer Hafelhöfe laden zum Bleiben und Genießen ein. Ein Kleinod – das allerdings über viele Jahre einen Makel hatte: die prägnante aber sanierungsbedürftige Kirche.
Mit viel Engagement der Einheimischen, so erzählt es Pfarrer Hartwig Janus, konnte das Gotteshaus jedoch gerettet werden. Mitgeholfen haben auch Gelder der europäischen Union. Die Mitglieder des Gemeindekirchenrates hätten das LEADER-Programm sehr zu schätzen gelernt. Ohne finanzielle Mittel in der letzten LEADER-Förderperiode 2007-2013 wäre die Kirche kaum zu sanieren gewesen, so der Pfarrer. Denn während der Restaurierungsphase kamen immer neue Probleme am Bau zum Vorschein. Die allerdings bis zum heutigen Tag fast alle bewältigt werden konnten.
Eine Frage beschäftigte sich lange mit der ursprünglichen Fassadenfarbe der Kirche. Die Garzer kannten ihr Gotteshaus mit dunklem Fachwerk und weißen Mauern. Experten fanden allerdings ein leichtes rot. Nun „erstrahlt“ die Kirche in einem sehr blassen Rosa, was eher wie beige wirkt. Auch mithilfe der LEADER-Mittel in der Förderperiode 20014-2020 konnte der Fassade der letzte Schliff verliehen werden – und passt sich nun wieder in das historische Dorfbild ein.
Etwa jeder zweite Bewohner ist Kirchenmitglied
Die Beteiligten erinnern sich unter anderem an die acht Außenwände des Hauses. Jede einzelne musste abgebaut und nach Stendal transportiert werden, um sie dort fachgerecht zu überarbeiten. In der Zeit der Sanierung fanden die Gottesdienste übrigens in der Kirche im nahegelegenen Dorf Warnau statt.
Als Pfarrer Janus mit seiner Trompete die Wiedereröffnung musikalisch feierte, war die Erleichterung in Garz groß. Im Dorf gibt es mit rund 50 Prozent der Einwohner für die Region überproportional viele Kirchenmitglieder. Sie, aber auch die anderen Bewohner, freuen sich über ihr gerettetes Gotteshaus. Und die vielen Touristen machen nun noch öfter Halt und bewundern die achteckige Kirche direkt an der Havel.
Internet: https://www.garz-havel.de/