Orgel Kamern

Zum 100. Geburtstag gibt es neue Tasten und Töne

Genau 100 Jahre. So alt ist die Orgel in der Kirche in Kamern 2018 geworden. Das Instrument in der Dorfkirche wurde einst vom kaiserlichen Orgelbauer Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) angefertigt. Mittlerweile kann allerdings auf der sehr seltenen pneumatischen Orgel niemand mehr spielen. Denn das Instrument ist im wahrsten Sinne des Wortes in die Jahre gekommen. Zahlreiche Töne sind ausgefallen, akzeptable Klänge lassen sich nicht mehr entlocken. Das soll sich nun wieder ändern.

Die Orgel in dem idyllischen Erholungsort im Nordosten von Sachsen-Anhalt ist ein aktuelles LEADER-Projekt. Die Lokale Aktionsgruppe „Elb-Havel-Winkel“ unterstützt die Komplettsanierung des Instruments. Es geht dabei nicht nur um die richtigen Töne bei zukünftigen Gottesdiensten. Vor allem trägt die „Königin unter den Instrumenten“ zur Bereicherung des kulturellen Lebens auf dem Land bei – und das soll auch so bleiben.

Instrument noch fast im Originalzustand erhalten

„In den vergangenen Jahren wurde bereits damit begonnen, für die dringende Sanierung Spenden zu sammeln“, erzählt Dirk Schröder. Er wohnt selbst in Kamern und setzt sich für die Erhaltung der Orgeln ein. Vor allem in ihrer Freizeit kümmern sich zahlreich Einwohner um die Instandsetzung des Instruments. Vor rund 30 Jahren wurde die bislang letzte Sanierung durchgeführt. Dann sei es immer mal wieder hilfsbedürftig repariert worden, erzählt Schröder. Doch das reichte nicht aus.

Nun gibt es mithilfe der Fördergelder der Europäischen Union die Möglichkeit, die Orgel von Grund auf instand setzen zu lassen. Ein Gutachter bescheinigte dem Instrument, dass es noch nahezu komplett im Originalzustand erhalten ist. Erstaunlich sei auch die Tatsache, dass sich die Kirchgemeinde Kamern im Jahr 1918 nach vier Kriegsjahren ein so relativ großes Instrument hat leisten können. Eine Sanierung lohnt also allemal.

Seit dem Jahr 2016 sammeln die Einwohner aktiv Spenden für das Projekt. Vor allem der in den Sommerferien stattfindende „Kamernsche Orgelsommer“ hat sich seitdem etabliert. Konzerte locken als Benefizveranstaltungen viele Einwohner und Besucher an. „Wir geben vor allem regionalen Künstlern die Möglichkeit eines Auftritts“, sagt Dirk Schröder. Ein schöner Nebeneffekt sei, dass nun mitunter Einwohner miteinander musizieren, die ansonsten nichts miteinander zu tun haben.

Musikunterricht an der sanierten Orgel

Bevor die Konzerte auf dem sanierten Instrument stattfinden können, ist noch jede Menge zu tun. Das Pfeifenwerk der Orgel muss demontiert, gereinigt und repariert werden. Arbeiten an der pneumatischen Anlage und am sogenannten Spieltisch sind notwendig. Dazu zählen etwa die Überarbeitung der Tasten, Beschläge und des Pedals. Außerdem müssen Bleirohre aufgearbeitet werden und defekte Registerschaltungen wieder instand gesetzt werden.

Wenn das alles abgeschlossen ist, soll die Kirche mit ihrem musikalischen Herzstück noch weiter in den Mittelpunkt des Gemeindelebens rücken. „Wir haben da so einige Visionen“, sagt Dirk Schröder. Unter anderem könne man sich zukünftig Orgelseminare in Kamern vorstellen. „Seit kurzem gibt es auch wieder eine Schule im Ort, die mit der Kirchgemeinde eine gegenseitige Unterstützung vereinbart hat.“  Da könne der Musikunterricht zum Beispiel auch einmal an die Orgel verlagert werden.