Domkurie D8 Havelberg

Open Space im italienischen Garten

Der Blick fällt sofort in den wundervoll gestalteten Garten. Wer das Tor der Domherrnstraße 8 in Havelberg hinter sich lässt, taucht in den Stil der italienischen Renaissance ein. In den vergangenen Jahren haben die Mitstreiter rund um den Verein „denkMal und Leben“ nicht nur aus dem Gebäude der ehemaligen Domkurie einen besonderen Ort geschaffen, sondern auch aus dem Garten dahinter. Ein Café lädt zum Verweilen ein, Blumen zum Staunen, Keramik zum Wundern – und ganz hinten im Garten rufen die Esel. Nicht ohne Grund wurde die D8 zum Gewinner der Marketingaktion „Freizeitspione“ im Jahr 2019 erkoren.

Tausende Gäste verbrachten hier schon unvergessliche Stunden in dem Ensemble. Sie feierten, tranken Kaffee, ließen sich trauen oder einfach die Seele baumeln. Doch auf der Anlage wurde bislang ein Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes „links liegen gelassen“. Denn dort steht die ehemalige Remise für Pferdekutsche und Stallungen. „Sie ist halb verfallen, ausgebeult und verrottet, nun sind wir gerade dabei, das zu ändern“, sagt Ute Schröter.

Ein altes Haus als Lebensaufgabe

Die engagierte Frau ist die Vorsitzende des Vereins. Zusammen mit ihrem Mann Henrik Hempelmann kam sie einst aus dem Wendland und Berlin in die Region. „Wir waren auf der Suche nach einem Hof für meine Ziegen und eine kleine Töpferei“, berichtet die gelernte Töpferin. Fündig geworden im nahen Jederitz konnte sie am Havelberger Dom ein kleines Haus erwerben, in dem sich seitdem die Töpferei befindet. Die Domkurie Nummer 8 – halb gegenüber - verfiel da noch zusehends.

Das sollte sich ändern, als neun Interessierte 2008 einen Verein gründeten, mit Visionen und Unerschrockenheit bewaffnet anpackten und damit anfingen, nach und nach das rund 300 Jahre alte Haus zu sanieren. Es ist eine Lebensaufgabe. Und die Geschichten darüber würden wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen. Nun aber soll die Instandsetzung der Domkurie mit der Erneuerung der Remise abgeschlossen werden. Neben ganz viel eigenem Engagement, unterstützt auch die Lokale Aktionsgruppe „Elb-Havel-Winkel“ dieses Projekt.

Seminarteilnehmer bauen Backofen

Wo einst Pferde unterstanden, soll nun ein sogenanntes Open Space entstehen. Das ist ein offener Ort für all diejenigen, die zusammen etwas arbeiten, gestalten oder feiern möchten. „So etwas fehlt uns hier“, sagt Ute Schröter. Das habe die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt. Gruppen, die an der frischen Luft einen Workshop abhalten möchten oder eine Gesellschaft, die sich zum Trauerkaffee trifft, möchten sich gern auf dem Gelände, aber doch separiert aufhalten.

Schon im April kann es soweit sein. Dann nämlich soll der Umbau und die Sanierung der Remise abschlossen sein. Niemand der zukünftigen Nutzer wird ahnen, dass Ute Schröter selbst mit dem elektrischen Fuchsschwanz in der Hand das alte Holz aus dem Gebäude geräumt hat. Die Säge hat ihr übrigens ihr Mann geschenkt. 7.500 alte Backsteine konnten gemeinsam mit sechs Freunden und Vereinsmitgliedern beim Abriss gewonnen und gesäubert werden, damit sie der Maurer wieder verwenden können.

Stehengeblieben ist der Nordgiebel an dem nun ein Neues Stallgebäude aus den alten Steinen entsteht. Es soll einmal den Rasenmäher, das Café-Mobiliar, eine Werkstatt und einen Unterstand für Fahrräder beherbergen. Die ehemalige Rückwand ist ein Teil des Open Spaces, das nach oben hin offen bleibt. Der Fußboden wird mit hochkant stehenden Steinen belegt und die Wände mit Pflanzen begrünt. Und schon jetzt ist für die Saison ein ganz besonderer Workshop geplant. Ein Ofenbauer wird zu einem Seminar anreisen und die Teilnehmer bauen gemeinsam einen Ofen, der zukünftigen Nutzern des Open Spaces zur Verfügung steht.

Internet: https://domherrn8.de/