Blaue Moschée und Welcome-Center Kuhlhausen

Die Welt zu Gast in der Provinz

Es gibt Hühner-Reis-Suppe, Sommerrollen mit Erdnussbutter und Süßkartoffel-Kokos-Pudding. Serviert hat das Essen die Vietnamesin Bao Dung Nguyen. Fernab von ihrer Heimat stellt sie mit der Mahlzeit ihr Land vor. Sie tanzt, singt und berichtet den Gästen von einer ihnen bislang fremden Kultur. Organisiert hat den Abend der Verein „ENDEGELÄNDE“. Er betreibt in der Provinz zwischen Berlin und Hamburg die „Blaue Moschée“. Das Welcome-Center ist eine der Veranstaltungen auf dem alten Bauernhof in Kuhlhausen bei Havelberg. Die Lokale Aktionsgruppe „Elb-Havel-Winkel“ unterstützt die Projekte des Vereins.

Um die Vorhaben umsetzen zu können, hat der Verein auf einem Grundstück im Dorf eine Scheune angemietet – und sie die „Blaue Moschée“ genannt. Das Objekt gehört zum Baudenkmalensemble des Ortes und steht an der Gabelung zweier wichtiger Fahrradrouten. Allerdings, und das ist das Problem, befinden sich die angemieteten Gebäude in einem schlechten baulichen Zustand. Nur mithilfe einer finanziellen LEADER-Unterstützung konnte mit der Sanierung begonnen werden. „Mit der Förderung wurde zunächst ein Teil des Daches der Scheune neu gedeckt“, erzählt Vereinsmitglied Thomas Harzem. Außerdem konnte die Erneuerung weiterer Dachteile geplant werden. Der erste Bauabschnitt ist bereits abgeschlossen.

Die Scheune nutzen die Vereinsmitglieder nicht nur zum Abstellen von Gerät, sondern vor allem als Veranstaltungsort für ihre kulturellen Aktivitäten. Dazu gehört auch das sogenannte Welcome-Center. Mindestens dreimal im Jahr kommen dazu Menschen aus anderen Kulturen in das Dorf und stellen beim gemeinsamen Kochen ihre Heimat vor. 2017 begann die Reihe, den Anfang machte Bao Dung Nguyen aus Vietnam. Danach kamen noch Gäste aus Äthiopien und Argentinien und kochten ihr Leibgericht. Das Projekt war das erste der LAG, das über den sog. CLLD-Ansatz mit Mitteln aus dem Sozialfonds ESF der Europäischen Union finanziert werden konnte.

Es gehe bei den Abenden darum, Vorurteile gegenüber fremden Kulturen abzubauen und eine positive Grundhaltung zu unterstützen, erklärt Harzem. Das gelinge besonders gut beim gemeinsamen Essen. Die bisherigen Veranstaltungen waren sehr gut besucht, kaum ein Platz blieb frei. Es kamen trotz der kulturellen Differenzen zahlreiche Bewohner des Dorfes und der Umgebung in die „Blaue Moschée“ und verlebten sehr unterhaltsame und interessante Abende. Der Name „Blaue Moschée“ nimmt Bezug auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Moschee, was im Arabischen sozialer Treffpunkt beziehungsweise ritueller Ort heißt.

Der Treffpunkt soll aber noch mehr sein. Die Vereinsmitglieder stellen sich das Objekt zukünftig als einen frei zugänglichen einzigartigen Ausstellungs- und Projektraum vor. In ihm sollen sich zeitgenössische Installations- und Performancekunst etablieren. Das Konzept ist angelehnt an dem von Autobahnkirchen, die Reisenden, Anwohnern und Bewohnern der angrenzenden Gemeinden einen Rückzugsort bieten. Allerdings geht es in diesem Fall nicht um das Ausleben eines Glaubens, sondern der Ort soll den Besuchern, auch aufgrund seiner künstlerischen Ausgestaltung, die Möglichkeit der Besinnung und des Rückzugs bieten.

„Die LEADER-Förderung bring unser Vorhaben einen kleinen Schritt weiter“, fasst Thomas Harzem die Unterstützung zusammen.